Vergessen, abschalten, frei sein lauten
die neuen Stichwörter zur „Generation Chancen frei“.
„Dankbar“ sollten wir sein. So
viele Möglichkeiten hatten wir früher nicht, Mensch ist doch toll!
Da kannst du was draus machen,sind die Standardsätze die wir gegen
den Kopf geknallt kriegen.
Wir wissen nicht wie. Mehr
Möglichkeiten geben einem zwar die Freiheit sich in alle Richtungen
zu bewegen aber nicht die Garantie von Beständigkeit. Wir sind noch
lange nicht frei nur weil wir jetzt ein Haufen Alternativen haben und
ein offenes Portemonnaie. Im Gegenteil stattdessen quälen uns
fragen: was ist, wenn ich die falsche Entscheidung treffe, versage
ich dann?, Was ist wenn die Beziehung, der Beruf, das Hobby, der
Trend morgen etwas Besseres bereit hält. Meine Beine zappeln. Was
ist wenn ich etwas verpasse. Wieder Versager?
Vielleicht stehen wir uns in Wahrheit
auch nur selbst im Weg. Machen uns etwas vor, was eigentlich nie da
war. Da stehen wir nun mit diesem Check,diesem Zeugnis wo dick und
fett schwarz <<Abitur>> drauf steht. Wer hat das eigentlich geschrieben?
Was kümmern mich all die Zahlen? Jetzt bin ich frei. Nichts als eine
Illusion aber der Glaube vieler. Vielleicht auch der Wunsch. Warum
werden Ziele mit einem Mal so unwichtig, wenn man sie erreicht.
Starre ich länger auf die Zahlen wird mir immer klarer wie dumm ich
war für dieses Stück Blattpapier all den Angstschweiß zu
schwitzen. Wen interessiert das überhaupt noch in ein paar Wochen?
Für heute bin ganz groß und morgen wieder klein. Für heute habe
ich alles erreicht und was ist morgen? Was dann? Davor hatte ich eine
Rolle, ein Ziel. Stress. Nun bin ich leer. Ausgelaugt. Stehe grinsend
auf dem Abiballfoto und wünschte diese Blitzlichter würden
aufhören, könnte eine Sekunde mal in Ruhe gelassen werden.
<Ins Ausland>lautet die nächste Devise.
Erst einmal planlos herumlaufen. Planlos klingt perfekt nach all der
Aufregung, den Regeln, Vorschriften, der Abhängigkeit. Lachend
schiebe ich den Text beiseite. Schließlich bin ich mitten drin.
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